Biohaff Emeschbaach : Landwirtschaft, Natur und Biodiversität

, von Ekkehart Schmidt














Im März 2011 hat der Verein « natur&ëmwelt » seinen ersten Kongress durchgeführt und sich erstmals der Öffentlichkeit als neuer luxemburgischer Organisationsverbund mehrerer seit Jahrzehnten aktiver und anerkannter Vereine des Natur- und Umweltschutzes präsentiert: die Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga, Natura, das Haus vun der Natur und die la Fondation Hëllef fir d’Natur. Auf nationaler und internationaler Ebene setzen sie sich nun unter einem gemeinsamen Namen und gemeinsamem Logo für den Schutz der Natur ein. Trotz neuer Identität verfolgt der Verbund weiter die gemeinsamen Ziele des Schutzes der Biodiversität in einer vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft.

Eine dieser Organisationen, die Fondatioun Hëllef fir d’Natur, ist eine 1982 auf Initiative der Lëtzebuerger Natur- a Vulleschutzliga, der Natura und der Société des Naturalistes Luxembourgeois gegründete Stiftung. Hinter der Gründung stand die Erkenntnis, daß unsere Natur vielfältigen Gefahren ausgesetzt ist, diese Gefahren aber nur durch große gemeinsame Anstrengungen bewältigt werden können.

Die wichtigsten Aufgaben sind der Ankauf von naturnahen Lebensräumen (seit 1982 mehr als 900 ha Naturschutzfläche), die Pflege der stiftungseigenen Flächen (Anpflanzungen, Mahd, Anlegen von Weihern, ...), die Umsetzung von Biotopkartierungen und Landschaftsplänen auf Gemeindeebene, Sensibilisierungskampagnen, Projektentwicklung und -betreuung in den Bereichen Ökologie, Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft und Landschaftsgestaltung, Erhaltung und Förderung der Bongerten sowie Unterstützung der Bio-Landwirtschaft.

Mit dem Ziel, nachhaltige, die natürlichen Ressourcen respektierenden Anbaumethoden und insbes. die Biolandwirtschaft zu fördern sowie die Programme "Biodiversität" und "Agri-Umwelt" umzusetzen, hat die Stiftung ein komplexes Projekt namens "Landwirtschaft, Natur und Biodiversität" ins Leben gerufen. Im Wesentlichen handelt es sich darum, die Politik des kontinuierlichen Aufkaufs von Flächen fortzusetzen, sowie mit und auf denen neue natürliche Reserven und Ökosysteme geschützt bzw. entwickelt werden können.

Für die Durchführung des Projektes haben natur&ëmwelt / die Stiftung Hëllef fir d’Natur im Februar 2011 einen Investitionskredit erhalten, um einen leer stehenden, ehedem konventionell bewirtschafteten Hof im Norden der Kommune Wincrange in Emeschbach aufzukaufen (siehe Fotos rechts). Die Höhe des von etika und Spuerkeess vergebenen Kredits beläuft sich auf 1,3 Millionen Euro bei einer Laufzeit von 20 Jahren.

Die landwirtschaftlichen Nutzflächen rund um diesen alten Hof (1850) werden seit Oktober 2011 von drei Partnern genutzt: dem Forum pour l’Emploi mit ihrem Projekt "Am Gaertchen", dem Comité Nationale de Défense Sociale mit dem Projekt "Naturaarbechten" sowie dem Bio-Bauernhof Naturhaff in Derenbach.

Bereits vor Beginn der Projektbeteiligung hat sich der Naturhaff in einer Vielzahl von Aktivitäten wie dem Unterhalt von 40 ha Wiesen und Prärien von hoher Biodiversität, der Zucht von genügsamen und bedrohten Rinder-, Schaf- und Schweinerassen, der Vermarktung und dem Direktverkauf von Biofleisch sowie der Pflanzung von Hecken, Bäumen und insbesondere Obstbäumen engagiert. Dieses Engagement ist im November 2010 bereits mit dem Bio-Agrar-Preis für das Projekt "Die Biodiversität als integraler Bestandteil der Konzeption des Naturhaffs" ausgezeichnet worden.

Im Rahmen des Projekts "Landwirtschaft, Natur und Biodiversität" von natur&ëmwelt werden diese Aktivitäten fortgeführt. Es geht um die ökologische Inwertsetzung der Landschaft des Öslingcdurch die Schaffung neuer Lebensräume, neuer Strukturen und natürlicher Verbindungskorridore zwischen Ökosystemen. Auch Sensibilisierungs- und Monitoring-Aktivitäten zur Biodiversität im ländlichen Raum sowie Informationen über das regionale Naturerbe und das Netzwerk Natura 2000 gehören zum Projekt. Ein weiteres Ziel ist es, einen Beitrag zur Forschung über biologische Herstellungsmehthoden zu leisten.

"L’ajout de 30 ha de surfaces agricoles exploités sur le mode de l’agriculture biologique, dont 5 ha de légumes biologiques est pour nous le meilleur moyen de permettre une exploitation durable des ressources naturelles et de réduire l’impact sur l’environnement", erläutert Gilles Weber. Im Rahmen der Schaffung des Netzwerks Natura 2000 sowie von unerlässlichen Verbindungskorridoren zwischen den Lebensräumen einer Vielfalt von bedrohten Pflanzen und Tieren, ist Hëllef fir d’Natur bereits Eigentümer von 1.025 ha natürlicher Reserven im Großherzogtum.

Die neuen Flächen, auf denen mehrere Kilometer Hecken, eine Vielzahl von Bäumen und gepflanzt sowie Teiche angelegt werden, tragen zur Erweiterung dieses Netzes bei.

Der Verbund Natur&ëmwelt, der bzw. dessen Mitglieder schon immer darauf geachtet haben, so viele lokale Partner wie möglich an ihren Projekten zu beteiligen, integriert in das Projekt auch zwei soziale Institutionen (Forum pour l’emploi und CNDS Naturaarbechten), einen landwirtschaftlichen Betrieb (Naturhaff) und ein Forschungsinstitut (IBLA). Die Idee der Umwandlung des Hofes in ein Informationszentrum zum Netzwerk Natura 2000 und zu Fragen der Biodiversitätet wird sich in Zusammenarbeit mit den örtlichen Autoritäten in den folgenden Jahren konkretisieren.

Kontakt :
natur&ëmwelt / Fondation Hëllef fir d’Natur, Gilles Weber,
Haus vun der Natur, 5, route de Luxembourg, L-1899 Kockelscheuer, Tél. (+352) 29 04 04 - 1, Mail: gil.webATnaturemwelt.lu

Das Titelfoto und die zwei Fotos ganz unten stammen von Mikel Trako, sie entstanden 2019 im Rahmen des Fotowettbewerbs "etikamera".

Artikel vom 12. Oktober 2012, aktualisiert am 9. Januar 2020